Westminster Bekenntnis

Kapitel 1 – von der Heiligen Schrift

 

1.1       Obwohl das Licht der Natur und die Werke der Schöpfung und der Vorsehung die Güte Gottes, seine Weisheit und Macht so sichtbar machen, dass der Mensch ohne Entschuldigung bleibt, genügen sie doch nicht, um Erkenntnis Gottes und seines Willens zu geben, die notwendig ist zum Heil. Deshalb hat es dem Herrn gefallen, sich zu bestimmten Zeiten und auf verschiedene Weise zu offenbaren und seinen Willen seiner Kirche bekannt zu machen. Danach, um die Wahrheit besser zu bewahren und zu verbreiten und zur sichereren Festigung und Stärkung der Kirche gegen die Verdorbenheit des Fleisches, die Bosheit des Satans und der Welt, hat er dieselbe völlig in schriftlicher Form überliefert.

Dies macht die Heilige Schrift höchst notwendig, da die vorherigen Arten der Offenbarung Gottes aufgehört haben.

 

1.2      Unter dem Namen ‚Heilige Schrift‘ oder ‚das geschriebene Wort Gottes‘ sind alle Bücher des Alten und Neuen Testaments zusammengefasst, nämlich folgende:

Altes Testament: Genesis. Exodus. Leviticus. Numeri. Deuteronomium. Josua. Richter. Ruth.
1.Samuel. 2.Samuel. 1.Könige. 2.Könige. 1.Chronik. 2.Chronik. Esra. Nehemia. Esther. Hiob. Psalmen. Sprüche. Prediger. Hohelied. Jesaja. Jeremia. Klagelieder. Hesekiel. Daniel. Hosea. Joel. Amos. Obadja. Jona. Micha. Nahum. Habakuk. Zefanja. Haggai. Sacharja. Maleachi.

Neues Testament: Die Evangelien nach Matthäus. Markus. Lukas. Johannes. Die Apostelgeschichte. Die Briefe des Paulus: Römer. 1.Korinther. 2.Korinther. Galater. Epheser. Philipper. Kolosser. 1.Thessalonicher. 2.Thessalonicher. 1.Timotheus. 2.Timotheus. Titus. Philemon. Der Brief an die Hebräer. Der Brief des Jakobus. 1. und 2. Brief des Petrus. 1., 2. und 3. Brief des Johannes. Der Brief des Judas. Die Offenbarung.

Alle die sind gegeben durch Gottes Inspiration und der Maßstab für den Glauben und das Leben.

1.3      Die Bücher, die allgemein als Apokryphen bezeichnet werden, sind nicht göttlich inspiriert und daher nicht Teil des Kanons der Schrift. Sie haben deshalb auch keine Autorität in der Kirche Gottes, noch sind sie höher zu achten als andere menschliche Literatur.

 

1.4      Die Autorität der Heiligen Schrift, aufgrund der ihr geglaubt und gehorcht werden muss, ist nicht abhängig vom Zeugnis eines Menschen oder der Kirche, sondern völlig von Gott (der die Wahrheit selbst ist), ihrem Autor. Darum muss sie angenommen werden, weil sie Gottes Wort ist.

 

1.5      Das Zeugnis der Kirche kann uns zu einer hohen und ehrfürchtigen Wertschätzung der Heiligen Schrift bewegen und veranlassen. Und der himmlische Charakter des Inhalts, die Wirksamkeit der Lehre, die Majestät des Stils, die Übereinstimmung aller Teile, der Zweck des Ganzen (der zur Ehre Gottes in allem dient), ihre völlige Enthüllung des einzigen Weges zur Rettung des Menschen, die vielen anderen unvergleichlichen Vorzüge und ihre ganze Vollkommenheit sind Argumente, durch die sie sich überreichlich als das Wort Gottes erweist. Doch ungeachtet dessen kommt unsere volle Überzeugung und Gewissheit der unfehlbaren Wahrheit und ihrer göttlichen Autorität aus dem inneren Wirken des Heiligen Geistes, der durch und mit dem Wort in unseren Herzen Zeugnis ablegt.

 

1.6      Der ganze Ratschluss Gottes betreffend allem, das notwendig ist zu seiner eigenen Ehre, dem Heil des Menschen, zum Glauben und Leben, ist entweder ausdrücklich in der Schrift niedergelegt, oder kann durch gute und nötige Schlussfolgerung aus der Schrift abgeleitet werden. Es dürfen zu keiner Zeit weder neue Offenbarungen des Geistes noch menschliche Traditionen hinzugefügt werden. Trotzdem anerkennen wir die innere Erleuchtung des Geistes Gottes als notwendig für das rettende Verständnis der Dinge, die im Wort offenbart sind. Auch gibt es einige Umstände betreffend der Anbetung Gottes, der Kirchenleitung, die den menschlichen Handlungen und Gesellschaften gemeinsam ist, die vom Licht der Natur und der christlichen Weisheit geordnet werden müssen, dies gemäß den allgemeinen Regeln des Wortes, die immer zu beachten sind.

 

1.7      In der Schrift sind nicht alle Dinge gleich klar in sich selbst, und auch nicht gleich klar für alle. Und doch sind jene Dinge, die für das Heil notwendig zu kennen, zu glauben und zu beachten sind, so klar dargelegt und geöffnet an der einen oder anderen Stelle der Schrift, dass nicht nur die Gelehrten, sondern auch die Ungelehrten durch den Gebrauch der gewöhnlichen Mittel ein genügendes Verständnis derselben erlangen können.

 

1.8      Das Alte Testament in Hebräisch (das von alters her die Sprache des Volkes Gottes war) und das Neue Testament in Griechisch (das zu der Zeit, als es geschrieben wurde, den Nationen allgemein bekannt war), die unmittelbar von Gott inspiriert sind, wurden durch seine einzigartige Fürsorge und Vorsehung durch alle Zeitalter rein erhalten und sind dadurch authentisch. In allen Streitfragen der Religion muss sich die Kirche deshalb auf sie berufen.

Aber weil diese originalen Sprachen nicht dem ganzen Volk Gottes bekannt sind, das ein Recht und Interesse an den Schriften hat und dem es geboten ist, sie in der Furcht Gottes zu lesen und zu studieren, müssen diese in die Umgangssprachen der Nationen übersetzt werden, zu denen sie gelangen, so dass das Wort Gottes reichlich in allen wohnen kann und sie ihn in der rechten Weise anbeten mögen und durch die Geduld und den Trost der Schriften Hoffnung haben.

 

1.9      Die unfehlbare Regel der Interpretation der Schrift ist die Schrift selbst. Darum, wenn es eine Frage über den wahren und vollen Sinn einer Schriftstelle gibt (der nicht vielfältig, sondern immer nur einer ist), muss er durch andere Stellen, die klarer sprechen, gesucht und erkannt werden.

 

1.10    Der oberste Richter, durch den alle Kontroversen der Religion und alle Konzilsbeschlüsse, Meinungen alter Schriftsteller, Lehren von Menschen und privaten Meinungen entschieden werden müssen und in dessen Urteil wir ruhen müssen, kann kein anderer sein als der Heilige Geist, der in der Schrift spricht.

 

Kapitel 2 – von Gott und der Heiligen Dreieinigkeit

 

2.1      Es gibt nur einen lebendigen und wahren Gott; er ist unendlich in Sein und Vollkommenheit, ein höchst reiner Geist, unsichtbar, ohne Körper, Teile, Leidenschaften; unveränderlich, unermesslich, ewig, unfassbar, allmächtig, höchst weise, absolut heilig, vollkommen frei, höchst absolut; er wirkt alle Dinge nach dem Rat seines unveränderlichen und vollkommen gerechten Willens, zu seiner eigenen Ehre, vollkommen liebend, gnädig, barmherzig, geduldig, überfließend an Güte und Wahrheit, er vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, belohnt diejenigen, die ihn eifrig suchen und ist gleichzeitig höchst gerecht und schrecklich in seinen Gerichten, hasst alle Sünde und wird keinesfalls den Schuldigen freisprechen.

 

2.2      Gott hat alles Leben, Herrlichkeit, Güte und Seligkeit in und aus sich selbst. Er ist allein in und für sich selbst allgenügsam, hat keines der Geschöpfe, die er gemacht hat, nötig, noch bezieht er Ehre von ihnen, sondern macht seine eigene Ehre in, durch, an und über ihnen sichtbar. Er ist die einzige Quelle allen Seins, von dem, durch den und zu dem alle Dinge sind. Er hat die absolut souveräne Herrschaft über alle und vermag alles durch sie, für sie oder über sie, wie immer es ihm gefällt. Vor seinen Augen liegt alles offen und sichtbar, seine Kenntnis ist unendlich, unfehlbar und unabhängig von der Schöpfung; nichts ist bedingt oder unsicher für ihn.

Er ist absolut heilig in allen seinen Ratschlüssen, in allen seinen Werken und Geboten. Engel, Menschen und jede andere Kreatur schulden ihm sowohl Anbetung, Dienst und auch Gehorsam, so wie es ihm gefällt, es zu verlangen.

 

2.3      In der Einheit der Gottheit sind drei Personen, von einem Wesen, Macht und Ewigkeit: Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist. Der Vater ist von niemandem geboren noch ausgegangen, der Sohn ist von Ewigkeit geboren vom Vater, der Heilige Geist ist ewig ausgegangen vom Vater und vom Sohn.

 

Kapitel 3 – von Gottes ewigem Ratschluss

 

3.1      Gott hat von Ewigkeit her durch den höchst weisen und heiligen Ratschluss seines Willens frei und unveränderbar alles, das jemals geschieht, verordnet. Dies jedoch so, dass Gott weder der Urheber der Sünde ist, noch so, dass dem Willen der Geschöpfe Gewalt angetan wird, noch werden Freiheit oder Bedingtheit von zweiten Ursachen weggenommen, sondern vielmehr in Kraft gesetzt.

 

3.2      Obwohl Gott weiß, was auch immer unter allen vermeintlichen Bedingungen eintreten kann oder wird, hat er doch nichts verfügt, weil er es als Zukunft oder als das, was unter solchen Bedingungen eintreten würde, vorausgesehen hat.

 

3.3      Durch den Ratschluss Gottes, zur Offenbarung seiner Ehre, sind einige Menschen und Engel vorherbestimmt zum ewigen Leben und andere sind verordnet zum ewigen Tod.

 

3.4      Diese Engel und Menschen, so vorherbestimmt und vorher verordnet, sind besonders und unveränderbar bestimmt und ihre Zahl so sicher und endgültig, dass sie weder vergrössert noch verkleinert werden kann.

 

3.5      Diejenigen aus der Menschheit, die zum Leben vorherbestimmt sind, hat Gott, bevor der Grund der Welt gelegt wurde, nach seiner ewigen und unveränderlichen Absicht und dem geheimen Rat und dem Wohlgefallen seines Willens in Christus erwählt zu immerwährender Herrlichkeit. Dies aus seiner freien Gnade und Liebe, ohne ein Voraussehen von Glauben, guten Werken oder dem Beharren in einem der beiden, noch irgendeiner anderen Sache im Geschöpf, das Vorbedingung oder Ursache wäre, ihn dazu zu bewegen; und all dies zum Preis seiner herrlichen Gnade.

 

3.6      Wie Gott die Erwählten zur Herrlichkeit bestimmt hat, so hat er, durch die ewige und völlig freie Absicht seines Willens alle Mittel dazu vorherbestimm.

Deshalb sind die Erwählten, die in Adam gefallen und durch Christus erlöst worden sind, wirksam berufen zum Glauben an Christus durch seinen Geist, der zu gegebener Zeit wirkt. Sie sind gerechtfertigt, adoptiert, geheiligt und durch seine Kraft durch den Glauben zum Heil bewahrt. Auch ist niemand anders als nur die Erwählten durch Christus erlöst, wirksam berufen, gerechtfertigt, adoptiert, geheiligt und gerettet.

 

3.7      Es gefiel Gott, nach dem unergründlichen Ratschluss seines Willens, wodurch er Gnade gewährt oder zurückhält, wie es ihm gefällt, zur Ehre seiner souveränen Macht über seine Geschöpfe, den Rest der Menschheit zu übergehen und sie zur Unehre und zum Zorn wegen ihrer Sünde zu bestimmen, zum Preis seiner herrlichen Gerechtigkeit.

 

3.8      Die Lehre dieses hohen Geheimnisses der Vorherbestimmung ist mit besonderer Weisheit und Sorgfalt zu behandeln, so dass die Menschen, die auf den Willen Gottes, der in seinem Wort offenbart ist, achten und ihm Gehorsam leisten, durch die Gewissheit ihrer wirksamen Berufung  ihrer Erwählung versichert sind. So soll diese Lehre eine Sache des Lobes, der Ehrfurcht und der Bewunderung Gottes sein; sowie der Demut, des Fleißes und reichlichen Trostes für alle, die dem Evangelium aufrichtig gehorchen.

 

Kapitel 4 – von der Schöpfung

 

4.1      Es gefiel Gott, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, zur Offenbarung der Herrlich-keit seiner ewigen Macht, Weisheit und Güte, am Anfang die Welt und alle Dinge darin, ob sichtbar oder unsichtbar, aus dem Nichts zu erschaffen, im Zeitraum von 6 Tagen und dies alles sehr gut.

 

4.2      Nachdem Gott alle Geschöpfe gemacht hatte, schuf er den Menschen, männlich und weiblich, mit vernünftigen und unsterblichen Seelen, begabt mit Erkenntnis, Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit, nach seinem eigenen Bild, mit dem Gesetz Gottes in ihre Herzen geschrieben und mit der Fähigkeit, es zu erfüllen; doch mit der Möglichkeit, es zu übertreten, der Freiheit ihres eigenen Willens, der der Veränderung unterworfen war, überlassen.

Außer dem Gesetz, das in ihre Herzen geschrieben war, erhielten sie ein Gebot, nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen.

Wenn sie es hielten, sollten sie glücklich sein in ihrer Gemeinschaft mit Gott und Herrschaft über die Geschöpfe haben.

 

Kapitel 5 – von der Vorsehung

 

5.1      Gott, der große Schöpfer aller Dinge erhält, lenkt, ordnet und regiert alle Geschöpfe, Handlungen und Dinge, vom Größten bis zum Kleinsten, durch seine höchst weise und heilige Vorsehung, gemäß seiner unfehlbaren Vorkenntnis und dem freien und unveränderlichen Ratschluss seines eignen Willens, zum Preis der Herrlichkeit seiner Weisheit, Macht, Gerechtigkeit, Güte und Barmherzigkeit.

 

5.2      Obwohl in Bezug auf die Vorkenntnis und den Ratschluss Gottes, der ersten Ursache, alle Dinge unumstößlich und unfehlbar geschehen, ordnet er doch durch dieselbe Vorsehung an, dass sie gemäß der Natur der zweiten Ursachen geschehen, entweder notwendigerweise, frei oder zufällig.

5.3      Gott benutzt in seiner Vorsehung gewöhnlich Mittel, und doch ist er frei, ohne sie, über sie hinaus und gegen sie zu wirken, wie es ihm gefällt.

 

5.4      Die allmächtige Kraft, unerforschliche Weisheit und unendliche Güte Gottes offenbaren sich in seiner Vorsehung so weit, dass sie sich sogar auf den ersten Fall und alle anderen Sünden der Engel und Menschen erstrecken; und dies nicht durch bloße Erlaubnis, sondern in einer höchst weisen und machtvollen Beschränkung, Anordnung und Führung derselben, in vielfältiger Zuteilung, zu seinen eigenen Zielen; jedoch so, dass das Sündhafte daran nur von dem Geschöpf und nicht von Gott ausgeht, der höchst heilig und gerecht und nicht Urheber oder Förderer von Sünde sein kann.

 

5.5      Der höchst weise, gerechte und gnädige Gott überlässt oft für eine bestimmte Zeit seine Kinder vielfältigen Versuchungen und der Verdorbenheit ihrer eigenen Herzen, um sie für ihre vorherigen Sünden zu strafen oder um ihnen die verborgene Kraft der Verdorbenheit und Betrügerei ihrer Herzen aufzudecken, damit sie gedemütigt werden und um sie zu einer engeren und beständigeren Abhängigkeit gegenüber ihm selbst zu ihrer Förderung zu führen und um sie wachsamer gegenüber allen zukünftigen Gelegenheiten zu machen, und auch für allerlei andere gerechte und heilige Ziele.

 

5.6      Den bösen und gottlosen Menschen, die Gott als gerechter Richter wegen früherer Sünden blendet und verhärtet, enthält er nicht nur seine Gnade vor, durch die sie in ihrem Verständnis erleuchtet und in ihren Herzen weitergeführt werden könnten, sondern zieht von ihnen manchmal auch die Gaben zurück, die sie hatten, und setzt sie solchen Sachen  aus, die ihre Verdorbenheit zum Anlass zur Sünde nimmt, und überlässt sie dabei ihren eigenen Begierden, den Versuchungen der Welt und der Macht Satans, wodurch sie sich verhärten, sogar unter den Mitteln, die Gott zur Erweichung anderer benutzt.

 

5.7      Wie die Vorsehung Gottes im Allgemeinen alle Geschöpfe erreicht, so kümmert sie sich auf ganz besondere Weise um seine Kirche und lässt alle Dinge zu ihrem Wohl gereichen.

 

Kapitel 6 – vom Fall des Menschen, der Sünde und der Strafe dafür

 

6.1      Unsere ersten Eltern, nachdem sie durch die Durchtriebenheit und Versuchung des Satans verführt wurden, sündigten, indem sie die verbotene Frucht aßen. Es gefiel Gott nach seinem weisen und heiligen Ratschluss, diese ihre Sünde zu erlauben und sie seiner eigenen Ehre dienen zu lassen.

 

6.2      Durch diese Sünde fielen sie von ihrer ursprünglichen Gerechtigkeit und Gemeinschaft mit Gott und wurden dadurch tot in Sünde und völlig verdorben in allen Bereichen und Fähigkeiten der Seele und des Leibes.

 

6.3      Da sie die Wurzel der ganzen Menschheit waren, wurde die Schuld dieser Sünde und die verdorbene Natur ihrer ganzen Nachkommenschaft angerechnet und durch natürliche Zeugung auf sie abgeleitet.

 

6.4      Aus dieser ursprünglichen Verdorbenheit, durch die wir zu allem Guten äußerst ungeschickt, unfähig und im Gegensatz stehend und völlig zu allem Bösen geneigt gemacht wurden, gehen alle tatsächlichen Übertretungen hervor.

6.5      Diese Verdorbenheit der Natur bleibt während dieses Lebens in denjenigen, die wiedergeboren sind; und obwohl sie durch Christus vergeben und abgetötet ist, ist sie selbst und alle ihre Auswirkungen doch wahrhaft und eigentlich Sünde.

 

6.6      Jede Sünde, ursprüngliche und tatsächliche, bringt als Übertretung des gerechten Gesetzes Gottes, die gegen dasselbe gerichtet ist, in seiner eigenen Natur Schuld auf den Sünder, wodurch er unter den Zorn Gottes und den Fluch des Gesetzes kommt. So ist er dem Tod unterworfen mit allem geistlichen, zeitlichen und ewigen Elend.

 

Kapitel 7 – Von Gottes Bund mit dem Menschen

 

7.1      Der Abstand zwischen Gott und dem Geschöpf ist so groß, dass vernünftige Geschöpfe ihm

als ihrem Schöpfer zwar Gehorsam schulden. Dennoch könnten sie niemals einen Segen oder eine Belohnung von ihm erfahren, außer durch freiwillige Herablassung von Gottes Seite. Es gefiel ihm, diese durch einen Bund zum Ausdruck zu bringen.

 

7.2      Der erste Bund mit dem Menschen war ein Bund der Werke, in dem Adam, und durch ihn seinen Nachkommen, Leben versprochen wurde, bedingt durch vollkommenen und persönlichen Gehorsam.

 

7.3      Nachdem der Mensch sich selbst durch seinen Fall untüchtig gemacht hatte, durch diesen Bund das Leben zu erlangen, gefiel es dem Herrn einen zweiten Bund zu stiften, der allgemein der Bund der Gnade genannt wird. In diesem bietet er umsonst Sündern Leben und Heil in Jesus Christus an. Sie sollen an ihn glauben um gerettet zu werden und er verspricht all denen, die zum ewigen Leben verordnet sind, seinen Heiligen Geist, der sie willig und fähig macht, zu glauben.

 

7.4      Dieser Bund der Gnade wird in der Schrift auch unter dem Begriff eines Testaments dargelegt, in Bezug auf den Tod von Jesus Christus, dem Erblasser und dem ewigen Erbe mitsamt all den Dingen die darin vererbt werden.

 

7.5      Dieser Bund wurde in der Zeit des Gesetzes und in der Zeit des Evangeliums auf verschiedene Weise verwaltet: Unter dem Gesetz wurde er durch Versprechen, Prophezeiungen, Opfer, Beschneidung, das Passahlamm und andere Typen und Anordnungen verwaltet und dem Volk der Juden überliefert, die alle Christus zeichenhaft vorabbildeten. Sie waren für diese Zeit ausreichend und wirksam durch das Wirken des Geistes, um die Auserwählten im Vertrauen auf den verheißenen Messias zu unterweisen und zu erbauen, durch den sie volle Vergebung der Sünden und ewiges Heil hatten. Das wird das Alte Testament genannt.

 

7.6      Unter dem Evangelium, in dem Christus, das Wesen des Bundes, vorgestellt wurde, sind die Verordnungen, durch die dieser Bund gestiftet ist, die Predigt des Wortes und die Verwaltung der Sakramente der Taufe und des Abendmahls. Diese sind zwar weniger an Zahl und in größerer Einfachheit und geringerer äußerer Herrlichkeit gegeben. Und doch vermitteln sie größere Fülle, Klarheit und geistliche Wirksamkeit für alle Nationen, Juden und Heiden. Das wird das Neue Testament genannt. Es gibt darum nicht zwei Bünde der Gnade, die sich in ihrem Wesen unterscheiden, sondern es ist ein und derselbe Bund in verschiedenartigen Ausführungen.

 

Kapitel 8 – Von Christus dem Mittler

 

8.1      Es gefiel Gott in seiner ewigen Absicht, den Herrn Jesus, seinen einziggeborenen Sohn zu erwählen und einzusetzen, dass er der Mittler zwischen Gott und Menschen sei; der Prophet, Priester und König, das Haupt und der Retter seiner Kirche, der Erbe aller Dinge und Richter der Welt. Ihm hat er von aller Ewigkeit her ein Volk als seine Nachkommenschaft gegeben, das in der Zeit erlöst, berufen, gerechtfertigt, geheiligt und verherrlicht werden soll.

 

8.2      Der Sohn Gottes, die zweite Person der Dreieinigkeit, wahrer und ewiger Gott, eines Wesens und dem Vater gleich, nahm, als die Fülle der Zeit gekommen war, die Natur des Menschen mit all den wesentlichen Eigenschaften und allgemeinen Schwachheiten auf sich, jedoch ohne Sünde. Er wurde durch die Kraft des Heiligen Geistes im Mutterleib der Jungfrau Maria empfangen und war von ihrem Wesen.

So waren zwei ganze, vollkommene und verschiedene Naturen, die Gottheit und Menschheit, untrennbar vereint in einer Person, ohne Verwandlung, Zusammensetzung oder Vermischung. Diese Person ist wahrer Gott, wahrer Mensch und doch ein Christus, der einzige Mittler zwischen Gott und Menschen.

 

8.3      Der Herr Jesus, in seiner menschlichen Natur so vereint mit dem Göttlichen, war geheiligt und gesalbt mit dem Heiligen Geist über jedes Maß, im Besitz aller Schätze der Weisheit und Erkenntnis. Es gefiel dem Vater, dass alle Fülle in ihm wohnen sollte, so dass er heilig, schuldlos, rein und voller Gnade und Wahrheit völlig befähigt sein sollte, das Amt des Mittlers und Bürgen auszuführen.

Dieses Amt nahm er sich nicht selbst, sondern war dazu berufen durch seinen Vater, der alle Macht und Gericht in seine Hand gab und ihm den Auftrag gab, dasselbe auszuüben.

 

8.4      Dieses Amt hat der Herr Jesus vollkommen willig übernommen. Um es auszuführen, wurde er unter das Gesetz gestellt und erfüllte es vollkommen. Er erduldete unmittelbar bitterste Qualen in seiner Seele und schmerzhafteste Leiden in seinem Leib, wurde gekreuzigt und starb, wurde begraben und blieb unter der Macht des Todes, sah aber keine Verwesung. Am dritten Tag erstand er von den Toten in demselben Leib, in dem er litt, in dem er auch in den Himmel auffuhr, wo er sitzt zur Rechten des Vaters und Fürbitte einlegt und von wo er wiederkommen wird, um Menschen und Engel zu richten am Ende der Welt.

 

8.5      Der Herr Jesus hat durch seinen vollkommenen Gehorsam und das Opfer seiner selbst, das er durch den ewigen Geist einmal Gott dargebracht hatte, die Gerechtigkeit des Vaters vollkommen zufriedengestellt und nicht nur Versöhnung, sondern ein ewiges Erbe im Königreich des Himmels für alle, die der Vater ihm gegeben hat, erworben.

 

8.6      Obwohl Christus das Erlösungswerk eigentlich erst nach seiner Fleischwerdung vollbrachte, wurden die Tugend, die Wirksamkeit und der Nutzen davon in allen Zeitaltern fortschreitend seit Beginn der Welt den Erwählten mitgeteilt in den Versprechen, Typen und Opfern, in denen er offenbart und vorabgebildet wurde, dass er der Nachkomme der Frau sei, der den Kopf der Schlange zertreten soll. Und dass er das Lamm sei, das geschlachtet ist seit Beginn der Welt, derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.

 

8.7      Christus wirkt nach beiden Naturen das Werk der Vermittlung, durch jede Natur das, was ihrem Wesen entspricht, jedoch wird in der Schrift wegen der Einheit der Person manchmal das, was zur einen Natur gehört, der Person zugeschrieben, die nach der anderen Natur gekennzeichnet ist.

 

8.8      All jenen, für die Christus die Erlösung erworben hat, wendet er dieselbe bestimmt und wirksam an und teilt sie ihnen mit, leistet Fürbitte für sie und offenbart ihnen im und durch das Wort die Geheimnisse des Heils, überzeugt sie wirksam durch seinen Geist, dass sie glauben und gehorchen, und leitet ihre Herzen durch sein Wort und seinen Geist. Er überwindet all ihre Feinde durch seine Allmacht und Weisheit in solcher Art und Weise, die im Einklang mit seiner wunderbaren und unerforschlichen Fügung steht.

 

Kapitel 9 – vom freien Willen

 

9.1      Gott hat den Willen des Menschen mit jener natürlichen Freiheit ausgestattet, dass er weder gezwungen noch durch irgendeine Notwendigkeit der Natur zum Guten oder Bösen bestimmt ist.

 

9.2      Der Mensch in seinem Stand der Unschuld hatte die Freiheit und Macht, das zu wollen und zu tun, was gut und Gott wohlgefällig ist; doch veränderbar, so dass er davon fallen konnte.

 

9.3      Der Mensch hat durch seinen Fall in die Sünde vollkommen alle Fähigkeit verloren, irgend etwas geistlich Gutes zu wollen, das zum Heil hilfreich ist. So dass er als natürlicher Mensch, völlig von diesem Guten abgewandt und tot in Sünde, nicht fähig ist, durch seine eigene Kraft sich zu bekehren oder sich darauf vorzubereiten.

 

9.4      Wenn Gott einen Sünder bekehrt und ihn in den Stand der Gnade erhebt, befreit er ihn von seiner natürlichen Knechtschaft unter die Sünde und befähigt ihn allein durch seine Gnade, zu wollen und zu tun, was geistlich gut ist; jedoch so, dass er aufgrund seiner verbleibenden Verderbtheit weder vollkommen noch einzig das will, was gut ist, sondern auch das, was böse ist.

 

9.5      Der Wille des Menschen wird erst im Stand der Herrlichkeit vollkommen und unveränderlich freigemacht, nur das Gute zu tun.

 

Kapitel 10 – von der wirksamen Berufung

 

10.1    Es gefällt Gott, all jene, die er zum Leben vorherbestimmt hat, und nur sie allein, zu seiner bestimmten und ihm angenehmen Zeit durch sein Wort und seinen Geist wirksam aus dem Stand der Sünde und des Todes, in dem sie von Natur aus sind, durch Jesus Christus zur Gnade und zum Heil zu berufen, indem er ihr Verständnis geistlich und in rettender Weise erleuchtet, so dass sie die Dinge Gottes verstehen. So nimmt er ihr steinernes Herz weg und gibt ihnen ein fleischernes Herz, erneuert ihren Willen, bestimmt sie durch seine allmächtige Kraft für das, was gut ist und zieht sie wirksam zu Jesus Christus; jedoch so, dass sie völlig freiwillig kommen, willig gemacht durch seine Gnade.

 

10.2    Dieser wirksame Ruf geschieht durch Gottes freie und besondere Gnade allein, nicht durch irgendetwas, das er im Menschen voraussieht, welcher völlig passiv bleibt, bis er durch den Heiligen Geist belebt und erneuert und befähigt wird, seinem Ruf zu antworten und die Gnade zu empfangen, die ihm angeboten und vermittelt wird.

 

10.3    Erwählte Kinder, die in ihrer Kindheit sterben, sind wiedergeboren und gerettet durch Christus – durch den Geist, der wirkt wann, wo und wie es ihm gefällt. So sind auch alle anderen erwählten Personen, die nicht durch den Dienst des Wortes äußerlich berufen werden können.

 

10.4    Andere, nicht Erwählte, können nicht gerettet werden, auch wenn sie durch den Dienst des Wortes gerufen werden und einige allgemeine Wirkungen des Geistes erfahren mögen, doch niemals wahrhaft zu Christus kommen. Noch viel weniger können Menschen, die nicht den christlichen Glauben bekennen, auf eine andere Weise gerettet werden, seien sie noch so fleißig darin ihr Leben nach dem Licht der Natur und den Gesetzen der Religion, die sie bekennen, zu führen. Zu behaupten, dass sie das könnten, ist sehr schädlich und zu verabscheuen.

 

Kapitel 11 – von der Rechtfertigung

 

11.1    Diejenigen, die Gott wirksam beruft, rechtfertigt er auch umsonst, nicht dadurch, dass er sie mit Gerechtigkeit erfüllt, sondern durch die Vergebung ihrer Sünde und dadurch, dass er ihnen Gerechtigkeit zurechnet und sie als Gerechte akzeptiert; dies nicht aufgrund von etwas, das in ihnen erarbeitet ist oder das sie getan hätten, sondern allein um Christi willen. Auch nicht dadurch, dass ihnen der Glaube selbst oder die Ausübung des Glaubens oder irgendein anderer evangelischer Gehorsam als ihre Gerechtigkeit angerechnet würde, sondern indem ihnen der Gehorsam und die Genugtuung Christi angerechnet wird, so dass sie ihn und seine Gerechtigkeit empfangen und darin ruhen durch den Glauben, welchen sie nicht aus sich selbst haben; er ist die Gabe Gottes.

 

11.2    Der Glaube, der so Christus empfängt und in ihm und seiner Gerechtigkeit ruht, ist das alleinige Mittel der Rechtfertigung. Doch dieser Glaube ist nicht allein in der gerechtfertigten Person, sondern ist begleitet von allen anderen rettenden Gnaden und so ist er kein toter Glaube, sondern wirkt durch die Liebe.

 

11.3    Christus hat durch seinen Gehorsam und Tod die Schuld von all denen völlig beglichen, die auf diese Weise gerechtfertigt sind und er hat eine echte, reale und völlige Genugtuung der Gerechtigkeit seines Vaters für sie bewirkt. Doch insofern er vom Vater für sie gegeben wurde und sein Gehorsam und seine Genugtuung an ihrer Stelle akzeptiert wurde, beides nicht wegen etwas in ihnen, sondern umsonst, ist ihre Rechtfertigung allein aus freier Gnade; so dass beides, die strikte Gerechtigkeit und die reiche Gnade Gottes in der Rechtfertigung von Sündern verherrlicht werden.

 

11.4    Gott hat von aller Ewigkeit her beschlossen, alle Erwählten zu rechtfertigen und Christus ist in der Fülle der Zeit für ihre Sünden gestorben und für ihre Rechtfertigung auferstanden. Trotzdem sind sie nicht gerechtfertigt, bis der Heilige Geist zur bestimmten Zeit ihnen Christus zueignet.

 

11.5    Gott fährt damit fort, die Sünden derer zu vergeben, die gerechtfertigt sind. Und obwohl sie niemals aus dem Stand der Rechtfertigung fallen werden, können sie dennoch unter Gottes väterliches Missfallen geraten und das Licht seines Angesichts nicht mehr über sich haben, bis sie sich demütigen, ihre Sünden bekennen, um Vergebung bitten und ihren Glauben und ihre Busse erneuern.

 

11.6    Die Rechtfertigung der Gläubigen im Alten Testament war bezüglich all dieser Tatsachen ein und dieselbe wie die Rechtfertigung der Gläubigen im Neuen Testament.

 

Kapitel 12 – von der Adoption

 

12.1    Gott verbürgt sich für all jene, die gerechtfertigt sind, sie in und für seinen einzigen Sohn Jesus Christus zu Teilhabern der Gnade der Adoption zu machen, durch die sie als Kinder Gottes aufgenommen werden und die Freiheiten und Vorrechte genießen, seinen Namen auf sie gelegt bekommen, den Geist der Sohnschaft empfangenund mit Zuversicht Zugang zum Thron der Gnade erhalten. Sie werden ermächtigt, Abba, Vater zu rufen, genießen sein Erbarmen, seinen Schutz, seine Fürsorge und seine Züchtigung als die eines Vaters. Sie werden niemals weggestoßen, sondern sind versiegelt auf den Tag der Erlösung und erben die Verheißungen als Erben des ewigen Heils.

 

Kapitel 13 – von der Heiligung

 

13.1    Diejenigen, die einmal wirksam berufen und wiedergeboren sind, in denen ein neues Herz und ein neuer Geist geschaffen wurde, werden weiter geheiligt, wirklich und persönlich aufgrund des Todes und der Auferstehung Christi, durch sein Wort und seinen Geist, der in ihnen wohnt. Die Herrschaft des Leibes der Sünde ist gebrochenund ihre verschiedenen Begierden sind mehr und mehr geschwächt und abgetötet. Sie werden mehr und mehr belebt und gestärkt in allen rettenden Gnaden zur Ausübung wahrer Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn sehen wird.

 

13.2    Diese Heiligung geschieht durch und durch im ganzen Menschen, jedoch unvollkommen in diesem Leben, da immer noch einige Überreste der Verderbtheit in jedem Teil verbleiben, woher sich ein fortwährender und unversöhnlicher Krieg erhebt, in dem das Fleisch gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch aufbegehrt.

 

13.3    Auch wenn die übrigbleibende Verderbtheit für eine Zeit obsiegen mag, wird in diesem Krieg der wiedergeborene Teil durch die fortwährende Unterstützung der Kraft des heiligenden Geistes Christi überwinden und so wachsen die Heiligen in der Gnade und vollenden die Heiligkeit in der Furcht Gottes.

 

Kapitel 14 – vom rettenden Glauben

 

14.1    Die Gnade des Glaubens, durch die die Erwählten befähigt sind, zur Rettung ihrer Seelen zu glauben, ist das Werk des Geistes Christi in ihren Herzen und wird gewöhnlich gewirkt durch den Dienst des Wortes, durch die Verwaltung der Sakramente und das Gebet, durch welche dieser Glaube wächst und gefestigt wird.

 

14.2    Durch diesen Glauben glaubt ein Christ, dass alles, was im Wort offenbart ist, wahr ist, denn die Autorität Gottes selbst spricht darin; und er handelt in verschiedener Weise gemäß dem, was jede einzelne Passage enthält; er ist den Geboten gehorsam, fürchtet die Drohungen und nimmt die Verheißungen Gottes für dieses und das kommende Leben an. Aber die wichtigsten Handlungen des rettenden Glaubens bestehen darin, Christus allein anzunehmen, zu empfangen und in ihm zu ruhen für die Rechtfertigung, die Heiligung und das ewige Leben, dies aufgrund des Bundes der Gnade.

 

14.3    Dieser Glaube ist unterschiedlich ausgeprägt, schwach oder stark, kann oft und auf verschiedene Arten angegriffen und geschwächt werden, aber ist am Ende siegreich. Er wächst in vielen zur Erlangung der vollen Gewissheit durch Christus, der der Anfänger und Vollender unseres Glaubens ist.

 

Kapitel 15 – von der Busse zum Leben

 

  • Die Busse zum Leben ist eine evangelische Gnadengabe, die Lehre, die durch jeden Diener des Evangeliums gepredigt werden muss, ebenso wie der Glaube an Christus.

 

  • Durch die Busse trauert und hasst der Sünder seine Sünde, indem er nicht nur die Gefahr sieht und empfindet, die von ihr ausgeht, sondern auch ihren Schmutz und ihre Widerwärtigkeit, wie sie der heiligen Natur und Gerechtigkeit des Gesetzes Gottes entgegensteht und wie die Barmherzigkeit in Christus von denen erkannt wird, die reuevoll umkehren.

 

  • So beabsichtigt und befleißigt er sich, in allen Wegen seiner Gebote zu wandeln.

 

Obwohl die Busse keinerlei Genugtuung für die Sünde oder Grund für seine Vergebung sein kann, die ein Akt der freien Gnade Gottes in Christus ist, ist sie doch für alle Sünder von solcher Notwendigkeit, dass niemand ohne sie Vergebung erwarten kann.

 

15.4    Wie keine Sünde so klein ist, dass sie nicht Verdammnis verdient, so ist auch keine Sünde so groß, dass sie diejenigen, die wahrhaft Busse tun, verdammen könnte.

 

15.5    Die Menschen dürfen sich nicht mit einer allgemeinen Busse zufrieden geben, sondern es ist jedermanns Pflicht, sich konkret um Busse für jede einzelne Sünde zu bemühen.

 

15.6    So wie jedermann verpflichtet ist, seine Sünden persönlich Gott zu bekennen, indem er für ihre Vergebung bittet und wenn er sie lässt, Vergebung erlangt, so soll auch derjenige, der gegenüber seinem Bruder oder der Kirche Anstoß erregt hat, bereit sein, durch privates oder öffentliches Bekenntnis die Sorge über seine Sünde denen gegenüber zu bezeugen und Busse zu tun, an denen er gesündigt hat. Daraufhin sollen sie sich mit ihm versöhnen und ihn in Liebe wieder annehmen.

 

Kapitel 16 – von den guten Werken

 

16.1    Gute Werke sind nur solche, die Gott in seinem heiligen Wort geboten hat, nicht solche, die ohne dessen Vollmacht aus blindem Eifer oder unter Vorwand guter Absichten von Menschen erdacht worden sind.

 

16.2    Diese guten Werke, die im Gehorsam gegen Gottes Gebote getan sind, sind die Früchte und Erweise eines wahren und lebendigen Glaubens. Durch sie zeigen die Gläubigen ihre Dankbarkeit, festigen ihre Gewissheit, erbauen ihre Geschwister, schmücken das Bekenntnis des Evangeliums, stopfen die Mäuler ihrer Gegner und verherrlichen Gott, dessen Gebilde sie sind, in Christus dazu geschaffen, dass sie Frucht zur Heiligkeit bringen zu dem Ziel, dass sie das ewige Leben haben.

 

16.3    Ihre Fähigkeit, gute Werke zu tun, kommt keinesfalls aus ihnen, sondern allein von dem Geist Christi. Damit sie dazu befähigt sind, neben den Gnadengaben, die sie bereits empfangen haben, ist ein tatsächliches Wirken desselben Heiligen Geistes notwendig, damit sie wollen und tun, was ihm wohlgefällig ist. Jedoch sollen sie darin nicht nachlässig werden als wären sie nicht verpflichtet, Gutes zu tun, wenn nicht der Heilige Geist sie in besonderer Weise bewegt. Vielmehr sollen sie sich befleißigen, die Gnade Gottes, die in ihnen ist, zu wecken.

 

16.4    Diejenigen, die in ihrem Gehorsam die höchste Stufe erreichen, die in diesem Leben möglich ist, sind so weit davon entfernt, über das Maß ihrer Pflicht hinauszugehen und mehr zu tun, als Gott verlangt, dass sie weit hinter dem zurückbleiben, was sie zu tun schuldig sind.

 

16.5    Durch unsere besten Werke können wir keine Vergebung unserer Sünden oder ewiges Leben bei Gott verdienen. Dies aufgrund des großen Missverhältnisses zwischen ihnen und der kommenden Herrlichkeit und der unendlichen Distanz, die zwischen uns und Gott besteht. Wir können ihm niemals nützlich sein oder Genugtuung für die Schuld unserer vergangenen Sünden bewirken, sondern wenn wir alles getan haben, was wir können, haben wir doch nur unsere Pflicht getan und sind unnütze Knechte. Und weil diese Werke gut sind, kommen sie von seinem Geist, und wenn sie durch uns gewirkt sind, sind sie unrein und vermischt mit soviel Schwachheit und Unvollkommenheit, dass sie nicht vor der Schwere von Gottes Gericht bestehen können.

 

16.6    Obwohl die Gläubigen durch Christus angenommen werden, werden auch ihre guten Werke in ihm angenommen; nicht so, als ob sie in diesem Leben vor Gott völlig untadelig und unsträflich wären, sondern weil er, indem er sie in seinem Sohn ansieht, gerne das annimmt und belohnt, was aufrichtig ist, auch wenn es mit vielen Schwachheiten und Unvollkommenheiten behaftet ist.

 

16.7    Werke, die von nicht wiedergeborenen Menschen getan werden, auch wenn sie solche sind, die Gott geboten hat und die von gutem Nutzen für sie selbst und andere sind, sind dennoch nicht in der rechten Weise nach dem Wort, noch für das rechte Ziel, der Ehre Gottes getan, weil sie nicht aus einem durch den Glauben gereinigten Herzen kommen. Sie sind deshalb sündhaft und können Gott nicht gefallen oder einem Menschen helfen, die Gnade Gottes zu empfangen. Dennoch ist ihre Vernachlässigung mehr sündhaft und Gott unangenehm.

 

Kapitel 17 – vom Beharren der Heiligen

 

  1. Diejenigen, die Gott in seinem Geliebten angenommen, wirksam berufen und durch seinen Geist geheiligt hat, können weder völlig noch endgültig aus dem Stand der Gnade fallen, sondern werden mit Sicherheit bis zum Ende darin beharren und für die Ewigkeit gerettet sein.

 

  1. Dieses Beharren der Heiligen hängt nicht von ihrem freien Willen ab, sondern von der Unveränderbarkeit des Ratschlusses der Erwählung, der aus der freien und unveränderlichen Liebe des Vaters ergeht, von der Wirksamkeit des Verdienstes und der Fürsprache Jesu Christi, dem Innewohnen des Geistes und dem Samen Gottes in ihnen und der Natur des Bundes der Gnade, durch welchen auch die Sicherheit und Unfehlbarkeit dieser Dinge verbürgt ist.

 

  1. Dennoch können sie, durch die Versuchung des Satans und der Welt, die übrigbleibende Verdorbenheit in ihnen und das Vernachlässigen der Mittel zu ihrer Bewahrung, in schwere Sünden fallen und für eine Zeit darin bleiben. Dadurch würden sie Gottes Missfallen hervorrufen, den Heiligen Geist betrüben, in einem bestimmten Maß der Gnadengaben und des Trostes beraubt werden, ihre Herzen verhärten, ihre Gewissen verwunden, anderen Schmerzen und Anstoß zufügen und zeitliche Gerichte über sich bringen.

 

Kapitel 18 – Von der Sicherheit der Gnade und des Heils

 

  1. Es gibt zwar Heuchler und nicht wiedergeborene Menschen, die sich selbst täuschen mit falschen Hoffnungen und der fleischlichen Annahme, sie seien Gott gefällig und im Stand des Heils (deren Hoffnung vergehen wird. Aber diejenigen, die wahrhaftig an den Herrn Jesus Christus glauben, ihn ernsthaft lieben und bemüht sind, in gutem Gewissen vor ihm zu wandeln, dürfen in diesem Leben völlig gewiss sein, dass sie im Stand der Gnade sind und sich freuen über die Hoffnung der Herrlichkeit, in der sie niemals beschämt sein werden.

 

  1. Diese Gewissheit ist nicht eine bloß mutmaßliche oder wahrscheinliche Überzeugung, die auf einer fehlbaren Hoffnung begründet ist, sondern eine unfehlbare Gewissheit des Glaubens, die sich gründet auf die göttliche Wahrheit der Verheißungen des Heils, auf den inneren Erweis jener Gnaden, bezüglich derer diese Verheißungen gegeben wurden, auf das Zeugnis des Geistes der Sohnschaft, der mit unserem Geist bezeugt, dass wir Gottes Kinder sind, des Geistes, der die Erstlingsgabe unseres Erbes ist, durch welchen wir auch versiegelt sind auf den Tag der Erlösung.

 

  1. Diese unfehlbare Gewissheit gehört nicht in der Weise zum Wesen des Glaubens, dass ein wahrer Gläubiger lange warten und erst mit vielen Schwierigkeiten kämpfen müsste, bevor er ihrer teilhaftig werden könnte. Sondern er wird durch den Heiligen Geist befähigt, ohne außergewöhnliche Offenbarung durch den rechten Gebrauch der gewöhnlichen Mittel der Gnade die Dinge zu erfassen, die ihm von Gott gegeben sind.

Und darum ist es die Pflicht eines jeden, allen Fleiß daran zu setzen, seiner Berufung und Erwählung gewiss zu werden, damit sein Herz zunehmend erfüllt wird mit Friede und Freude im Heiligen Geist, mit Liebe und Dankbarkeit Gott gegenüber, in Festigkeit und Fröhlichkeit im Halten der Pflichten des Gehorsams, die die echte Frucht dieser Gewissheit sind. Somit ist er weit davon entfernt, nachlässig zu werden.

 

  1. Wahre Gläubige mögen erfahren, dass die Gewissheit ihres Heils auf verschiedene Weise erschüttert, verringert oder unterbrochen wird. Dies mag geschehen durch das Versäumnis, sie zu bewahren, durch Fallen in eine besondere Sünde, die das Gewissen verwundet und den Heiligen Geist betrübt, durch eine plötzliche oder heftige Versuchung, wenn Gott das Licht seines Angesichts zurückzieht, sodass sogar diejenigen, die Gott fürchten, ohne Licht im Dunkeln wandeln.

Doch fehlt ihnen nie völlig dieser Same Gottes; das Leben des Glaubens, die Liebe zu Christus und den Brüdern, die Aufrichtigkeit des Herzens und das Pflichtbewusstsein aus welchen durch das Wirken des Geistes die Gewissheit des Heils wiederbelebt werden mag. Auf diese Weise werden sie zwischenzeitlich vor völliger Verzweiflung bewahrt.

 

Kapitel 19 – Von Gottes Gesetz

 

  1. Gott gab Adam ein Gesetz als einen Bund der Werke, durch das er ihn und alle seine Nachfahren zu persönlichem, völligem, genauem und unaufhörlichem Gehorsam verpflichtete. Er versprach ihm das Leben bei der Erfüllung und drohte ihm den Tod an beim Bruch dieses Bundes; auch gab er ihm Kraft und Fähigkeit, ihn zu halten.

 

  1. Nach seinem Fall blieb dieses Gesetz eine vollkommene Regel der Gerechtigkeit und wurde von Gott auf dem Berg Sinai in der Form von zehn Geboten gegeben, geschrieben auf zwei Tafeln. Die ersten vier Gebote enthalten unsere Pflichten gegenüber Gott, die anderen sechs unsere Pflichten gegenüber den Menschen.

 

  1. Neben diesem Gesetz, das gewöhnlich das Moralgesetz genannt wird, gefiel es Gott, dem Volk Israel, als der minderjährigen Kirche, zeremonielle Gesetze zu geben, die verschiedene typologische Anordnungen enthielten; teilweise für die Anbetung, die Christus vorabbildeten in seinen Gnaden, seinem Wirken, seinen Leiden und Wohltaten; und teilweise dazu, um Anleitung für moralische Pflichten zu geben. All diese zeremoniellen Gesetze sind nun im Neuen Testament abgeschafft.

 

  1. Als einer politischen Körperschaft gab er ihnen auch besondere judiziale Gesetze, die zusammen mit dem Ende des Bestehens jenes Volkes als Staat ihre Gültigkeit verloren und nun niemanden mehr über das hinaus binden, was zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung erforderlich sein kann.

 

  1. Das Moralgesetz bindet für immer alle, sowohl die Gerechtfertigten als auch andere, zum Gehorsam ihm gegenüber. Und dies nicht nur in Bezug auf ihren sachlichen Inhalt, sondern auch in Bezug auf die Autorität Gottes, des Schöpfers, der es gegeben hat. Auch Christus löst seine Verpflichtung im Evangelium nicht auf, sondern verstärkt sie vielmehr.

 

  1. Obwohl wahre Gläubige nicht in der Weise unter dem Gesetz sind, dass sie dem Bund der Werke verpflichtet wären, um entweder gerechtfertigt oder verurteilt zu werden, ist das Gesetz doch von großem Nutzen für sie und auch für andere. Als eine Regel für das Leben erläutert es ihnen den Willen Gottes und ihre Pflicht. Es leitet sie an und verpflichtet sie, entsprechend zu leben, hilft ihnen, die sündige Beschmutzung ihrer Natur, ihres Herzens und Lebens zu erkennen. So werden sie, indem sie sich selbst anhand des Gesetzes prüfen, mehr von ihrer Sünde überführt werden, sich ihretwegen demütigen, sie stärker hassen und damit eine klarere Sicht dafür bekommen, wie sehr sie Christus und die Vollkommenheit seines Gehorsams brauchen. In gleicher Weise hilft das Gesetz den Wiedergeborenen, ihre Verderbnis zurückzuhalten, indem es die Sünde verbietet, und seine Drohungen dienen dazu, zu zeigen, was ihre Sünden verdienen und welche Bedrängnisse sie in diesem Leben für sie zu erwarten haben, obwohl sie von dem Fluch befreit sind, der im Gesetz dafür angedroht ist. Die Verheißungen davon zeigen in gleicher Weise Gottes Anerkennung des Gehorsams und welche Segnungen sie für dessen Ausübung erwarten dürfen, obwohl ihnen dies nicht aufgrund der Erfüllung des Gesetzes als Bund der Werke geschuldet ist. Wenn der Mensch nun das Gute tut und sich vom Bösen zurückhält, weil das Gesetz zum einen ermutigt und vom anderen abschreckt, heißt das nicht, dass er unter dem Gesetz und nicht unter der Gnade ist.

 

  1. Es sind auch die zuvor erwähnten Gebräuche des Gesetzes der Gnade des Evangeliums nicht entgegengesetzt, sondern erfüllen es in wunderbarer Weise, indem der Geist Christi den Willen des Menschen gefügig und fähig macht, freiwillig und gern zu tun, was der im Gesetz offenbarte Wille Gottes verlangt.

 

Kapitel 20 – Von der Christlichen Freiheit und der Gewissensfreiheit

 

  1. Die Freiheit, die Christus für die Gläubigen im Evangelium erworben hat, ist Freiheit von der Schuld der Sünde, dem verurteilenden Zorn Gottes, dem Fluch des Moralgesetzes und der Erlösung von dieser gegenwärtigen bösen Welt, der Gebundenheit an den Satan und der Herrschaft der Sünde, von der Bosheit der Bedrängnisse, dem Stachel des Todes, dem Sieg des Grabes und der ewigen Verdammnis. Ebenso besteht sie in ihrem freien Zugang zu Gott und ihrem Gehorsam gegenüber ihm, nicht aus sklavischer Furcht, sondern in einer kindlichen Liebe und einem willigen Geist. All dies hatten auch die Gläubigen unter dem Gesetz, aber unter dem Neuen Testament ist die Freiheit der Christen noch vergrößert, nämlich in der Freiheit vom Joch des zeremoniellen Gesetzes, dem die Jüdische Kirche unterworfen war, in größerer Freimütigkeit des Zugangs zum Thron der Gnade und in Mitteilung des freien Geistes Gottes in größerer Fülle, als es den Gläubigen unter dem Gesetz gewöhnlich zuteilwurde.

 

  1. Gott allein ist der Herr des Gewissens und hat es frei gemacht von den Lehren und Geboten der Menschen, die in irgendeiner Sache des Glaubens oder der Anbetung seinem Wort widersprechen oder darüber hinaus gehen. So bedeutet, unter Berufung auf das Gewissen solchen Lehren zu glauben oder solchen Geboten zu gehorchen, die wahre Freiheit des Gewissens zu verraten. Auch ist die Forderung nach einem blinden Glauben und absolutem und blindem Gehorsam die Zerstörung der Gewissensfreiheit und der Vernunft.

 

  1. Diejenigen, die unter Berufung auf die christliche Freiheit irgendwelche Sünde begehen oder sich einer Begierde hingeben, zerstören dadurch das Ziel christlicher Freiheit, welches darin besteht, als aus den Händen unserer Feinde Befreite dem Herrn ohne Furcht zu dienen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit alle Tage unseres Lebens.

 

  1. Und weil die Mächte, die Gott verordnet hat, und die Freiheit, die Christus erworben hat, von Gott nicht dazu gedacht sind, sich gegenseitig zu zerstören, sondern einander zu erhalten und zu bewahren, widerstehen diejenigen der Anordnung Gottes, die unter dem Vorwand der christlichen Freiheit jeder rechtmäßigen Macht oder ihrer rechtmäßigen Ausübung widerstehen, sei sie nun bürgerlich oder kirchlich.

Und für die Veröffentlichung solcher Meinungen, oder die Aufrechterhaltung solcher Praktiken, die dem Licht der Natur oder den bekannten Grundsätzen des Christentums (sei es hinsichtlich des Glaubens, des Gottesdienstes oder des Lebenswandels) oder der Kraft der Frömmigkeit entgegenstehen, oder solche irrigen Meinungen oder Praktiken, die entweder in ihrer eigenen Natur oder in der Art und Weise, wie sie veröffentlicht oder aufrechterhalten werden, für den äußeren Frieden und die Ordnung, die Christus in der Kirche hergestellt hat, zerstörerisch sind, kann rechtmäßig durch Kirchenzucht zur Rechenschaft gezogen und gegen sie vorgegangen werden.

 

Kapitel 21 – vom Gottesdienst und dem Tag des Sabbats

 

  1. Das Licht der Natur zeigt, dass es einen Gott gibt, der Herrschaft und Souveränität über alles hat, der gut ist und allen Gutes tut und dafür gefürchtet, geliebt, gepriesen und angerufen, dem vertraut und von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit aller Kraft gedient werden muss.

Aber die anerkannte Art der Anbetung des wahren Gottes ist von ihm selbst verordnet und somit durch seinen eigenen offenbarten Willen begrenzt, so dass er nicht nach den Einbildungen und Vorstellungen von Menschen oder den Vorschlägen des Satans, mithilfe irgendeiner sichtbaren Darstellung oder einer Weise, wie sie nicht in der Heiligen Schrift vorgeschrieben ist, angebetet werden darf.

 

  1. Religiöse Verehrung soll Gott dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist dargebracht werden; ihm allein, nicht Engeln, Heiligen oder irgendeiner anderen Kreatur. Und seit dem Fall nicht ohne einen Mittler, auch nicht durch Vermittlung eines anderen als Christus allein.

 

  1. Gebet mit Danksagung, das besonderer Bestandteil der Anbetung ist, erwartet Gott von allen Menschen; und dass er es akzeptiert, soll es im Namen des Sohnes, durch die Hilfe seines Geistes, nach seinem Willen, mit Verständnis, Ehrerbietung, Demut, Inbrunst, Glauben, Liebe und Ausdauer und, wenn in hörbaren Worten, in einer bekannten Sprache.

 

  1. Gebet soll dargebracht werden für alle Dinge nach dem Gesetz, für alle Arten von Menschen die jetzt leben oder in Zukunft leben werden, nicht aber für die Toten noch für diejenigen, von denen bekannt ist, dass sie die Sünde zum Tod begangen haben.

 

  1. Die Lesung der Schriften mit Gottesfurcht, die gesunde Predigt und das gewissenhafte Hören des Wortes Gottes in Gehorsam gegenüber Gott mit Verständnis, Glauben und Ehrerbietung, das Singen der Psalmen mit Gnade im Herzen, sowie die rechte Verwaltung und das würdige Empfangen der Sakramente, die Christus eingesetzt hat, sind alle Teil der normalen Anbetung Gottes; daneben religiöse Eide, Gelübde, feierliches Fasten und Danksagung zu besonderen Gelegenheiten, sollen zu verschiedenen Zeiten in einer heiligen und frommen Weise gehalten werden.

 

  1. Weder Gebet noch irgendeine andere Art religiöser Anbetung ist nun unter dem Evangelium entweder gebunden an einen bestimmten Ort, an dem sie ausgeführt werden oder auf den sie ausgerichtet sind, oder durch einen solchen annehmbarer für Gott. Sondern Gott soll an jedem Ort in Geist und Wahrheit angebetet werden, täglich in den Familien oder im Stillen jeder für sich selbst, mehr feierlich in öffentlichen Versammlungen, die nicht sorglos oder willentlich vernachlässigt oder verlassen werden dürfen, wenn Gott durch sein Wort oder seine Vorsehung dazu auffordert.

 

  1. Wie es dem Gesetz der Natur entspricht, dass im Allgemeinen eine angemessene Zeit für die Anbetung Gottes reserviert sein soll, so hat er in seinem Wort durch ein ausdrückliches, moralisches und ewiges Gebot alle Menschen zu allen Zeitaltern verpflichtet, einen Tag aus sieben als einen Sabbat heilig für ihn zu halten. Dieser war seit Anfang der Welt bis zur Auferstehung Christi der letzte Tag der Woche und wurde seit der Auferstehung Christi in den ersten Tag der Woche geändert, in der Schrift der Tag des Herrn genannt. Er soll bis zum Ende der Welt als der Christliche Sabbat gehalten werden.

 

  1. Dieser Sabbat ist dann dem Herrn heilig gehalten, wenn Menschen nach der rechten Vorbereitung ihrer Herzen und dem Ordnen ihrer alltäglichen Angelegenheiten – nicht nur den ganzen Tag ein heiliges Ruhen von all ihren Werken, Worten und Gedanken, die sich auf ihre weltlichen Arbeiten und Vergnügen beziehen – sondern die ganze Zeit in öffentlichen und privaten Bemühungen zu seiner Anbetung und ebenso in Pflichten der Notwendigkeit und Barmherzigkeit beschäftigt sind.

 

Kapitel 22 – von rechtmäßigen Eiden und Gelübden

 

  1. Ein rechtmäßiger Eid ist Teil der religiösen Anbetung, worin die Person zu einem berechtigten Anlass feierlich schwört und Gott zum Zeugen dafür anruft, was er äussert oder verspricht und ihn entsprechend der Wahrheit oder Falschheit des Geschworenen zu richten.

 

  1. Menschen sollen allein beim Namen Gottes schwören und diesen Namen mit aller heiligen Furcht und Ehrerbietung gebrauchen. Deshalb ist es sündig und zu verabscheuen, vergeblich und unbedacht bei diesem herrlichen und Ehrfurcht gebietenden Namen oder bei irgendeiner anderen Sache zu schwören. Jedoch ist in gewichtigen und bedeutenden Dingen ein Eid durch das Wort Gottes gerechtfertigt, sowohl im Neuen als auch im Alten Testament. So sollte in solchen Fällen ein Eid geleistet werden, wenn er durch eine rechtmäßige Autorität verlangt wird.

 

  1. Wer immer einen Eid leistet, soll ernsthaft die Bedeutsamkeit eines solch feierlichen Aktes bedenken und dadurch nichts bekräftigen, von dessen Wahrheit er nicht völlig überzeugt ist. Auch sollte kein Mensch sich selbst durch einen Eid an etwas binden, von dessen Güte und Gerechtigkeit er nicht überzeugt ist und das er nicht auch entschlossen ausführen kann.

Es ist jedoch Sünde, einen Eid zu verweigern, der eine gute und rechte Sache betrifft, wenn er von einer rechtmäßigen Autorität verlangt wird.

 

  1. Ein Eid soll in klarem und allgemeinen Sinn der Worte geleistet werden; ohne Zweideutigkeit oder innerem Vorbehalt. Er darf nicht verpflichten zu sündigen; aber in allem, was nicht sündhaft ist, bindet er sich an die versprochene Ausführung, auch wenn es zum eigenen Schaden des Schwörenden ist. Der Eid darf auch nicht verletzt werden, wenn er gegenüber Häretikern oder Ungläubigen geleistet wurde.

 

  1. Ein Gelübde ist von gleicher Art wie ein geschworener Eid und soll mit der gleichen geistlichen Sorgfalt geleistet und mit der gleichen Treue ausgeführt werden.

 

  1. Es darf nicht gegenüber einem Geschöpf, sondern allein gegenüber Gott geleistet werden. Und damit es angenommen wird, muss es freiwillig, aus Glauben und dem Bewusstsein der Verpflichtung, in Dankbarkeit für empfangene Barmherzigkeit oder des Erlangens des Gewünschten gemacht werden. Dabei binden wir uns selbst strikter an nötige Pflichten oder andere Dinge, soweit und solang sie für das Gelübde passend sind.

 

  1. Kein Mensch darf geloben, etwas zu tun, das im Wort Gottes verboten ist oder das ihn in irgendeiner darin gebotenen Pflicht behindern würde, auch nicht etwas, das nicht in seiner Kraft steht oder für das es keine Verheißung gibt, dass er von Gott die Kraft dafür erhalten werde. Dazu gehören Eide des päpstlichen Mönchtums, fortwährende Ehelosigkeit, erklärter Armut, Ordensgehorsam, die so weit davon entfernt sind, Stufen von höherer Vollkommenheit zu sein, dass sie abergläubische und sündige Fallen sind, durch die sich kein Christ umstricken lassen soll.

 

Kapitel 23 – von der staatlichen Obrigkeit

 

  1. Gott, der höchste Herr und König der ganzen Welt, hat staatliche Obrigkeiten eingesetzt, die unter ihm und über dem Volk zu seiner eigenen Ehre und zum Wohl der Allgemeinheit dienen. Zu diesem Ziel hat er sie bewaffnet mit der Macht des Schwertes, zur Verteidigung und Ermutigung der Guten und zur Bestrafung der Übeltäter.

 

  1. Es ist rechtmäßig für Christen, ein regierendes Amt zu anzunehmen und auszuüben, wenn er dazu berufen wird. In dieser Tätigkeit sollen sie nach den heilsamen Gesetzen jedes Gemeinwesens besonders Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Frieden aufrechterhalten und zu diesem Ziel und können, auch unter dem Neuen Testament, rechtmäßig Krieg führen, wenn es gerechte und notwendige Gründe dafür gibt.

 

  1. Staatliche Obrigkeiten dürfen nicht die Verwaltung des Wortes und der Sakramente oder die Vollmacht der Schlüssel des Königreichs des Himmels für sich beanspruchen und nicht im Geringsten in die Dinge des Glaubens eingreifen. Doch als fürsorgende Väter sind die Obrigkeiten verpflichtet, die Kirche unseres gemeinsamen Herrn zu schützen, ohne irgendeiner Konfession von Christen den Vorzug vor dem Rest zu geben, und zwar in einer solchen Weise, dass alle kirchlichen Personen die volle, freie und unangefochtene Freiheit geniessen, jeden Teil ihrer heiligen Funktionen ohne Bedrängnis oder Gefahr auszuüben.
    Und so wie Jesus Christus in seiner Kirche eine ordentliche Regierung und Disziplin eingesetzt hat, darf kein Gesetz irgendeines Gemeinwesens sich in die gebührende Ausübung derselben einmischen, sie behindern oder deren Behinderung zulassen, die unter den freiwilligen Mitgliedern irgendeiner christlichen Denomination gemäss ihrer Berufung und ihrem Glauben geschieht.
    Es ist die Pflicht der staatlichen Obrigkeit, die Person und den guten Namen ihres ganzen Volkes in solch wirksamer Weise zu schützen, dass niemandem erlaubt ist – sei es unter dem Vorwand der Religion oder der Untreue – jemand anderem Demütigung, Gewalt, Misshandlung oder Verletzung anzutun. Sie sollen auch dafür sorgen, dass alle religiösen und kirchlichen Versammlungen ohne Belästigung oder Störung abgehalten werden können.

 

  1. Es ist die Pflicht des Volkes Gottes, für die Obrigkeiten zu beten, ihre Amtsträger zu ehren, ihnen Anerkennung oder andere Beiträge zu gewähren, ihren rechtmäßigen Gesetzen zu gehorchen und ihrer Autorität untertan zu sein, um des Gewissens willen. Unglaube oder religiöse Gleichgültigkeit macht die rechtmäßige und gesetzliche Autorität der Obrigkeit nicht ungültig, noch befreit sie die Bürger von ihrer Verpflichtung zum Gehorsam. Davon sind auch geistliche Amtsträger nicht ausgenommen. Noch viel weniger hat der Papst Macht und Gerichtsbarkeit über sie in ihrem Herrschaftsbereich oder über irgendeines ihrer Völker; und am allerwenigsten, um sie ihrer Herrschaft oder ihres Lebens zu berauben, ob er sie als Ketzer verurteilt oder unter irgendeinem anderen Vorwand.

 

Kapitel 24 – von der Ehe und Ehescheidung

 

  1. Die Ehe soll zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden. Das Gesetz erlaubt einem Mann nicht, mehr als eine Frau, noch einer Frau, mehr als einen Ehemann zu haben.

 

  1. Die Ehe ist eingesetzt für die gegenseitige Hilfe des Mannes und seiner Frau, für die Vermehrung der Menschheit durch rechtmäßige, das Wachstum der Kirche durch heilige Nachkommen und zur Vermeidung von Unreinheit.

 

  1. Es ist rechtmäßig für alle Menschen zu heiraten, die fähig sind, ihr Einverständnis dazu zu geben. Jedoch ist es die Pflicht der Christen, allein im Herrn zu heiraten. Deshalb sollen diejenigen, die den wahren reformierten Glauben bekennen, weder Ungläubige noch Papisten oder andere Götzendiener heiraten. Auch sollen die Frommen nicht unter ein ungleiches Joch mit solchen kommen, die ein offen Gottloses Leben führen oder verwerfliche Irrlehren vertreten.

 

  1. Die Ehe darf nicht innerhalb der vom Wort verbotenen Grade der Blutsverwandtschaft oder Verwandtschaft geschlossen werden. Auch dürfen solche inzestuösen Ehen jemals durch ein menschliches Gesetz oder ein Übereinkommen von Parteien nicht als rechtmäßig erklärt werden, so dass diese Personen als Mann und Frau zusammenleben dürften.

 

  1. Ehebruch oder Unzucht, die nach der Verlobung begangen und vor der Eheschließung entdeckt werden, geben dem unschuldigen Teil die Erlaubnis, die Verlobung aufzulösen. Im Fall von Ehebruch nach der Eheschließung ist es dem unschuldigen Teil erlaubt, die Scheidung ein-zureichen und nach der Scheidung einen anderen zu heiraten, so als wäre der schuldige Teil tot.

 

  1. Obwohl der Mensch in seiner Verderbtheit dazu neigt, Argumente dafür zu finden, um solche zu trennen, die Gott in einer Ehe zusammengeführt hat, ist doch nichts genügend Grund, um den Bund der Ehe aufzulösen, als Ehebruch oder mutwilliges Verlassen, das nicht durch die Kirche oder die Obrigkeit verhindert werden kann. Dabei soll ein öffentliches und ordentliches Vorgehen beachtet werden und die betreffenden Personen nicht ihrem eigenen Willen eigenen Ermessen überlassen werden.

 

Kapitel 25 – von der Kirche

 

  1. Die allgemeine oder universale Kirche, die unsichtbar ist, besteht aus der vollen Zahl der Erwählten, die unter Christus, ihrem Haupt als Einheit versammelt wurden, jetzt versammelt sind oder es in Zukunft noch werden. Sie ist die Braut und der Leib, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.

 

  1. Die sichtbare Kirche, die auch unter dem Evangelium allgemein oder universal und nicht begrenzt ist zu einer Nation wie zuvor unter dem Gesetz, besteht aus all denen, die in der ganzen Welt den wahren Glauben bekennen, und aus all ihren Kindern: das ist das Königreich des Herrn Jesus Christus, das Haus und die Familie Gottes, außerhalb von ihr besteht keine ordentliche Möglichkeit der Rettung.

 

  1. Dieser allgemeinen sichtbaren Kirche hat Christus die Diener, Aussprüche und Ordnungen Gottes gegeben, zur Versammlung und Vollkommenheit der Heiligen in diesem Leben, bis zum Ende der Welt. Und durch seine eigene Gegenwart und seinen Geist macht er diese Mittel nach seiner Verheißung zu diesem Ziel wirksam.

 

  1. Diese allgemeine Kirche war zu gewissen Zeiten mehr oder weniger sichtbar. Und bestimmte Kirchen, die ihre Glieder sind, sind mehr oder weniger rein, so wie die Lehre des Evangeliums gelehrt und angenommen, die Verwaltung der Sakramente und der öffentliche Gottesdienst mehr oder weniger rein gehalten werden.

 

  1. Die reinsten Kirchen unter dem Himmel sind der Vermischung und dem Irrtum unterworfen und einige sind so entartet, dass sie keine Kirchen Christi mehr sind, sondern Synagogen des Satans. Nichtsdestoweniger wird es immer eine Kirche auf Eden geben, die Gott gemäß seinem Willen anbetet.

 

  1. Es gibt kein anderes Haupt der Kirche als der Herr Jesus Christus. Auch kann der Papst von Rom nicht in irgendeinem Sinn ihr Haupt sein.

 

Kapitel 26 – von der Gemeinschaft der Heiligen

 

  1. Alle Heiligen, die durch seinen Geist und durch den Glauben vereint sind in Jesus Christus, ihrem Haupt, haben Gemeinschaft mit ihm in seinen Gnadengaben, Leiden, Tod, Auferstehung und Herrlichkeit. Und in Liebe miteinander verbunden, haben sie Gemeinschaft miteinander in den Gaben und Gnaden; und sie sind verpflichtet, solche öffentlichen und privaten Pflichten zu erfüllen, die ihrem gegenseitigen Wohl dienen, sowohl am inneren als auch am äußeren Menschen.

 

  1. Die Heiligen sind durch ihr Bekenntnis gebunden, eine heilige Bruderschaft und Gemeinschaft in der Anbetung Gottes zu haben und solche geistliche Dienste zu pflegen, die ihrer gegenseitigen Erbauung dienen. Ebenso sollen sie einander in äußerlichen Dingen unterstützen, so wie es ihren verschiedenen Fähigkeiten und Notwendigkeiten entspricht. Diese Gemeinschaft soll all jenen gewährt werden, die an allen Orten den Namen des Herrn Jesus anrufen, so wie Gott die Möglichkeit dazu gibt.

 

  1. Diese Gemeinschaft, die die Heiligen mit Christus haben, macht sie in keiner Weise zu Teilhabern seiner Gottheit oder in irgendeiner anderen Weise gleich mit Christus. Etwas derartiges zu behaupten wäre gottlos und lästerlich. Die Gemeinschaft, die sie als Heilige miteinander haben, hebt auch nicht den Rechtsanspruch oder das Eigentum auf, die jeder an seinem Besitz hat, noch schränkt es sie ein.

 

Kapitel 27 – Von den Sakramenten

 

  1. Sakramente sind heilige Zeichen und Siegel des Bundes der Gnade, unmittelbar eingesetzt durch Gott, um Christus und seine Wohltaten zu repräsentieren und unseren Anteil an ihm zu bestätigen. Ebenso um einen sichtbaren Unterschied zu machen zwischen denen, die zur Kirche gehören und dem Rest der Welt und um sie feierlich dem Dienst Gottes in Christus zu weihen, entsprechend seinem Wort.

 

  1. In jedem Sakrament gibt es eine geistliche Beziehung oder sakramentale Einheit zwischen dem Zeichen und der bezeichneten Sache. Das führt dazu, dass die Bezeichnungen und Wirkungen des Einen auch dem jeweils anderen zugeschrieben werden.

 

  1. Die Gnade, die in oder durch die richtig angewandten Sakramente dargestellt wird, wird nicht durch irgendeine in ihnen liegende Kraft übermittelt. Auch hängt die Wirksamkeit eines Sakraments nicht von der Frömmigkeit oder Absicht desjenigen ab, der es verwaltet, sondern von dem Werk des Heiligen Geistes und dem Wort der Einsetzung, das, zusammen mit einer Vorschrift zum vollmächtigen Gebrauch ein Versprechen der Wohltat für würdige Empfänger enthält.

 

  1. Es gibt nur zwei Sakramente, die durch Christus unserem Herrn im Evangelium verordnet sind, nämlich die Taufe und das Abendmahl des Herrn. Beide dürfen nur von einem rechtmäßig eingesetzten Diener des Wortes ausgeteilt werden.

 

  1. Die Sakramente des Alten Testaments waren bezüglich der Dinge, die durch sie bezeichnet und dargestellt wurden, vom Wesen her dieselben wie im Neuen.

 

Kapitel 28 – von der Taufe

 

  1. Die Taufe ist ein Sakrament des Neuen Testaments, eingesetzt durch Jesus Christus, nicht nur für die feierliche Aufnahme derjenigen, die in die sichtbare Kirche hineingetauft werden, sondern soll ihnen auch ein Zeichen und Siegel des Bundes der Gnade, ihres eingepflanzt seins in Christus, der Wiedergeburt, der Vergebung der Sünden sein. Ebenso ihrer Hingabe an Gott durch Jesus Christus, um in der Neuheit des Lebens zu wandeln. Dieses Sakrament soll in seiner Kirche gehalten werden bis zum Ende der Welt, wie Christus es angeordnet hat.

 

  1. Das äußerliche Element, das in diesem Sakrament gebraucht werden soll, ist Wasser. Die betreffende Person soll damit getauft werden im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes durch einen Diener des Evangeliums, der rechtmäßig dazu berufen ist.

 

  1. Es ist nicht notwendig, die Person im Wasser unterzutauchen, sondern die Taufe ist richtig angewandt durch Übergießen oder Besprengen mit Wasser.

 

  1. Nicht nur diejenigen, die den Glauben an und den Gehorsam gegenüber Christus bekennen, sollen getauft werden, sondern auch die Kinder von einem oder beiden gläubigen Elternteile.

 

  1. Obwohl es eine große Sünde ist, diese Ordnung zu verachten oder zu vernachlässigen, so sind doch Gnade und Heil nicht so untrennbar damit verbunden, dass niemand ohne sie wiedergeboren oder gerettet werden könnte, oder dass alle die getauft werden, auch zweifellos wiedergeboren würden.

 

  1. Die Wirksamkeit der Taufe ist nicht gebunden an den Zeitpunkt, zu dem sie angewandt wird. Doch ist durch den rechten Gebrauch dieser Ordnung die verheissene Gnade nicht nur angeboten, sondern wirklich dargestellt und vermittelt durch den Heiligen Geist; denjenigen (ob Erwachsene oder Kinder), denen diese Gnade zugedacht ist auch dem Ratschluss des Willens Gottes, zu seiner bestimmten Zeit.

 

  1. Das Sakrament der Taufe soll jeder Person nur einmal gespendet werden.

 

Kapitel 29 – vom Abendmahl des Herrn

 

  1. Unser Herr Jesus setzte in der Nacht, in der er verraten wurde, das Sakrament seines Leibes und Blutes, genannt das Abendmahl des Herrn, ein, dass es in seiner Kirche gehalten werde bis zum Ende der Welt, zum ewigen Gedenken seines Opfers in seinem Tod. Es ist das Siegel aller Wohltaten daraus für wahre Gläubige, ihrer geistlichen Nahrung und des Wachstums in ihm, ihres weiteren Einsatzes für die Pflichten, die sie ihm schulden und dass es ein Bund und eine Verpflichtung ihrer Gemeinschaft mit ihm und untereinander als Glieder seines geistlichen Leibes sei.

 

  1. In diesem Sakrament wird Christus nicht dem Vater dargebracht, noch ist es ein wirkliches Opfer für die Vergebung des Sünden der Lebenden oder Toten, sondern nur ein Gedenken an das einmalige Opfer seiner selbst, durch ihn selbst am Kreuz, ein für alle Mal. Und es ist eine geistliche Opfergabe allen möglichen Lobpreises für Gott für dasselbe, so dass das Päpstliche Opfer der Messe, wie sie es nennen, höchst abscheulich und verletzend für Christi einziges Opfer ist; welches die alleinige Versöhnung ist für die Sünden der Erwählten.

 

  1. Der Herr Jesus hat in dieser Anordnung seine Diener bestimmt, dass sie sein Wort der Einsetzung dem Volk verkünden und beten und die Elemente von Brot und Wein segnen und sie dadurch von einem gewöhnlichen zu einem heiligen Gebrauch absondern. Sie sollen das Brot nehmen und brechen, den Kelch nehmen und, indem sie selbst daran teilnehmen, beides den Kommunikanten geben; jedoch niemandem, der nicht in der Versammlung anwesend ist.

 

  1. Private Messen, oder das Empfangen dieses Sakramentes als einzelner von einem Priester oder irgendjemandem, oder ebenso das Vorenthalten des Kelches, das Anbeten der Elemente, das Erheben derselben oder Herumtragen zu ihrer Verehrung und das Aufbewahren für einen angeblich religiösen Gebrauch sind alle gegen die Natur dieses Sakraments und der Einsetzung Christi.

 

  1. Die äußerlichen Elemente dieses Sakraments, wenn sie rechtmäßig für den Gebrauch abgesondert sind, wie es Christus bestimmt hat, haben eine solche Beziehung zu ihm als Gekreuzigten, dass sie mitunter wahrhaftig, jedoch nur sakramental mit dem Namen der Dinge, die sie repräsentieren, bezeichnet werden, nämlich als Leib und Blut Christi. Jedoch bleiben sie in Wesen und Natur wahrhaftig und allein Brot und Wein, wie sie es vorher waren.

 

  1. Jene Lehre, die eine Verwandlung des Wesens von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi (gewöhnlich Transsubstantiation genannt) durch die Konsekration eines Priesters oder auf eine andere Weise vertritt, steht nicht nur im Widerspruch zur Schrift, sondern auch zum allgemeinen Sinn und der Vernunft. Sie stellt die Natur des Sakraments auf den Kopf und war und ist die Ursache von vielfältigem Aberglauben und groben Götzendienst.

 

  1. Würdige Empfänger, die äußerlich an den sichtbaren Elementen dieses Sakraments teilhaben, empfangen und ernähren sich auch innerlich durch den Glauben, wirklich und tatsächlich, jedoch nicht fleischlich und leiblich den gekreuzigten Christus und alle Wohltaten seines Todes. Der Leib und das Blut Christi sind dann nicht leiblich oder fleischlich in, mit oder unter dem Brot und Wein, dennoch wirklich, aber geistlich in dieser Ordnung dem Glauben der Gläubigen gegenwärtig, wie es die Elemente für die äußerlichen Sinne sind.

 

  1. Obwohl unwissende und gottlose Menschen die äußerlichen Elemente dieses Sakraments empfangen mögen, empfangen sie nicht die bezeichnete Sache dadurch, sondern sind durch ihr unwürdiges Hinzukommen schuldig an dem Leib und Blut des Herrn zu ihrer eigenen Verurteilung. Darum sind alle unwissenden und ungöttlichen Personen, da sie untauglich sind, die Gemeinschaft mit ihm zu genießen, so sind sie des Tisches des Herrn unwürdig und können nicht ohne grosse Sünde gegen Christus an diesen heiligen Geheimnissen teilhaben oder zu ihnen zugelassen werden, solange sie solche bleiben.

 

Kapitel 30 – von der Kirchenzucht

 

  1. Der Herr Jesus hat als König und Haupt seiner Kirche in ihr eine Leitung bestimmt und sie in die Hand von Amtsträgern gegeben, die sich von der weltlichen Obrigkeit unterscheidet.

 

  1. Diesen Amtsträgern sind die Schlüssel des Königreichs übergeben, durch die sie Vollmacht haben, je nach dem Sünden zu behalten oder zu vergeben, dieses Königreich durch das Wort und Kirchenzucht vor den Unbußfertigen zu verschließen oder es durch den Dienst des Evangeliums und die Lossprache von der Kirchenzucht für die bußfertigen Sünder zu öffnen, je nachdem es die Situation erfordert.

 

  1. Kirchenzucht ist notwendig um Geschwister, die Anstoß erregt haben, zurechtzubringen und zu gewinnen, um andere von ähnlichen Übertretungen abzuschrecken, um jenen Sauerteig auszufegen, der sonst den ganzen Teig durchsäuert, um die Ehre Christi und das heilige Bekenntnis des Evangeliums zu verteidigen und um den Zorn Gottes abzuhalten, der zurecht auf die Kirche kommen könnte, wenn sie es zulässt, dass der Bund und seine Siegel von berüchtigten und hartnäckigen Übertretern entweiht wird.

 

  1. Damit diese Ziele besser erreicht werden, sollen die Amtsträger der Kirche durch Ermahnung, Fernhalten vom Sakrament für eine Zeit und durch Ausschluss aus der Kirche vorgehen. Dies entsprechend der Natur der Übertretung und der Verschuldung der betreffenden Person.

 

Kapitel 31 – von Synoden und Konzilen

 

  1. Für die bessere Leitung und weitere Erbauung der Kirche sollten solche Versammlungen veranstaltet werden, die gewöhnlich Synoden oder Konzile genannt werden. Gemäß der Anforderung ihres Amtes und der Vollmacht, die Christus ihnen zur Erbauung und nicht zur Zerstörung gegeben hat, obliegt es den Aufsehern und anderen Leitern der einzelnen Kirchen, solche Versammlungen einzuberufen und so oft es ihnen zum Wohl der Kirche nötig erscheint, in ihnen zusammenzukommen.

 

  1. Den Synoden und Konzilen obliegt der Dienst, Streitfragen des Glaubens und Gewissensfragenzu entscheiden, Regeln und Anleitungen für die bessere Ordnung des öffentlichen Gottesdienstes und der Leitung seiner Kirche zu bestimmen, Klagen in Fällen von Missständen der Verwaltung entgegenzunehmen und mit Vollmacht Entscheidungen zu treffen Die Anordnungen und Bestimmungen, die mit dem Wort Gottes übereinstimmen, sind mit Ehrfurcht und Unterwerfung anzunehmen. Dies nicht nur wegen ihrer Übereinstimmung mit dem Wort, sondern auch wegen der Vollmacht, die ihnen als eine Anordnung Gottes durch sein Wort gegeben ist.

 

  1. Alle Synoden oder Konzile seit der Zeit der Apostel, seien sie allgemeine oder regionale, können irren, und viele haben auch geirrt, deshalb dürfen sie nicht Maßstab für Glauben oder Praxis sein, sondern sollen als Hilfe für beider gebraucht werden.

 

  1. Synoden und Konzile dürfen nichts behandeln oder beschließen, das nicht kirchlich ist und dürfen sich nicht in staatliche Angelegenheiten, die das Gemeinwohl betreffen, einmischen, außer in Form einer höflichen Eingabe in außerordentlichen Fällen oder in Form von Rat zur Befriedigung des Gewissens, wenn sie durch die Regierung dazu beauftragt werden.

 

Kapitel 32 – vom Stand des Menschen nach dem Tod und der Auferstehung der Toten

 

  1. Nach dem Tod kehren die Leiber der Menschen zum Staub zurück und verwesen. Aber ihre Seelen, die weder sterben noch schlafen, da sie unsterblich sind, kehren unmittelbar zu Gott zurück, der sie gegeben habt. Die Seelen der Gerechten, die dann in Heiligkeit vollkommen gemacht sind, werden in die höchsten Himmel empfangen, wo sie das Angesicht Gottes im Licht und in Herrlichkeit sehen und auf die völlige Erlösung ihrer Leiber warten.

Die Seelen der Gottlosen werden in die Hölle geworfen, wo sie in Qualen und äußerster Finsternis für den großen Tag des Gerichts aufbewahrt werden. Neben diesen beiden Orten für die Seelen, die von ihren Leibern getrennt sind, anerkennt die Schrift keinen anderen.

 

  1. Am jüngsten Tag werden die Lebenden, die in ihm gefunden werden, nicht sterben, sondern verwandelt werden, und alle Toten in Christus werden mit keinen anderen als denselben Leibern, wenn auch mit veränderten Eigenschaften, auferweckt werden, wobei diese für immer mit der Seele wiedervereinigt werden.

 

  1. Die Leiber der Ungerechten werden durch die Kraft Christi zur Unehre auferweckt werden.

Die Leiber der Gerechten durch seinen Geist zur Ehre und werden seinem herrlichen Leib gleichgestaltet.

 

Kapitel 33 – von den letzten Dingen

 

  1. Gott hat einen Tag bestimmt, an dem er die Welt in Gerechtigkeit richten wird durch Jesus Christus, dem alle Macht und das Gericht vom Vater übergeben ist. An jenem Tag werden nicht nur die abgefallenen Engel gerichtet, sondern gleichwohl werden alle Menschen, die auf der Erde gelebt haben, vor dem Richterstuhl Christi erscheinen, um Rechenschaft abzulegen über alle ihre Gedanken, Worte und Taten, um entsprechend dem zu empfangen, was sie im Leib getan haben, Gutes oder Böses.

 

  1. Dieser von Gott bestimmte Tag dient zur Offenbarung der Herrlichkeit seiner Gnade in der ewigen Errettung der Erwählten und seiner Gerechtigkeit in der Verdammung der Verworfenen, die gottlos und ungehorsam sind. Dann werden die Gerechten ins ewige Leben eingehen und die Fülle der Freude und Erquickung empfangen, die von der Gegenwart des Herrn ausgeht. Aber die Gottlosen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium nicht gehorsam sind, werden in ewige Qualen geworfen und mit ewigem Verderben von der Gegenwart des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Macht bestraft werden.

 

  1. Christus will, dass wir fest überzeugt sind, dass es einen Tag des Gerichts geben wird, um alle Menschen von der Sünde abzuschrecken und um den Gottesfürchtigen größeren Trost in ihren Nöten zu bereiten. Darum will er, dass der Zeitpunkt dieses Tages den Menschen unbekannt bleibt, dass sie alle fleischliche Sicherheit abschütteln und immer wachsam bleiben, weil sie nicht wissen, an welchem Tag der Herr kommen wird. Und damit sie allezeit bereit sind zu sagen: Komm, Herr Jesus, komm bald! Amen.